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Archäologie - damals

Archäologie-Geschichte Kastell

Die römischen Kastelle und die Siedlungen in Krefeld blieben als Erinnerung in der Bevölkerung erhalten, obwohl oberirdisch keine Spuren mehr zu erkennen waren. Und so ging auch die Kenntnis über den genauen Standort der Kastelle langsam verloren. Man wusste spätestens im 19. Jahrhundert nur noch, das in Gellep einst die Römer waren.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert erwachte mit den Strömungen der Romantik das Interesse an der heimischen Geschichte. Man begann, sich intensiv mit den Berichten antiker Autoren zu beschäftigen, die sich auf die unmittelbare Umgebung bezogen, stellte aber auch schon Beobachtungen im Gelände an und sammelte Bodenfunde. Bezeichnend ist die 1810 von dem Uerdinger Kaufmann Heinrich Wilhelm Herbertz verfasste Schrift „Das Dörfchen Gelb" (wie Gellep damals hieß): „Unter den vielen Orten, wo einst die Römer am Rhein ihre castra (Anm. d. A. „Lager") wählten, zeichnet sich das alte Gelduba oder heutige Gelb aus; durch häufige Spuren, die man theils mit graben oder zu fällig mit Aufwühlen der Erde entdecke, aber auch nach einem gefallenen Regen über seine Äcker hervorgepflügt findet."

Erste Grabung Ende des 19. Jahrhunderts

Die erste archäologische Ausgrabung aus wissenschaftlichem Interesse unternahm 1896 der Krefelder Gymnasialprofessor August Oxe. Er war ein Altphilologe. Bei seinen Grabungen in Gellep handelte es sich, den Möglichkeiten seiner Zeit entsprechend, um bescheidene Unternehmungen. Oxe selbst verstand sie als eine Art Testgrabung. Er war auf römische Mauern gestoßen und hatte auch mehrere römische Gräber aufgedeckt.

Mitarbeiter des Rheinischen Landesmuseums führten 1914 kleinere Ausgrabungen südlich des heutigen Dorfes Gellep durch. Die Stadt Krefeld stellte 1930 Mittel für eine begrenzte archäologische Untersuchung zur Verfügung und verpflichtete einen jungen Wissenschaftler, Kurt Bittel. Er grub 600 m südöstlich des heutigen Dorfes über eine weite Strecke hin römische Grabensysteme aus, die sich nach wenigen Fundstücken nur grob in die zweite Hälfte des 1. Jahrhunderts datieren ließen.

Lage des Kastells war unbekannt

Die Erforschung des antiken Gelduba erhielt erst eine ganz neue Dimension, als Professor Albert Steeger in den 1930er-Jahren begann, planmäßig zu graben. Er führte, mit Ausnahme der Kriegsjahre, die Grabungen auf den römisch-fränkischen Gräberfeldern weiter und beobachtete daneben systematisch alle Bodenbewegungen, besonders den Kiesabbau rings um Gellep. Eine eigentliche Grabung auf dem Gelände des Kastells Gelduba unternahm er nicht, dessen genaue Lage war auch noch nicht bekannt.

Professor Christoph Rüger grub von 1964 bis 1968 zusammen mit Dr. Ilse Paar, eine spätere Mitarbeiterin des Museums Burg Linn, im Bereich des heutigen Dorfes. Dabei wurde der Grundriss eines in Steinbauweise errichteten Gebäudes freigelegt, das aus einer Aula mit Porticus und Querhalle bestand. Es konnte sich dabei nur um die Principia handeln, das Haupt- und Stabsgebäude des Kastells. Damit war erstmals die genaue Lage des Lagers Gelduba wieder bekannt.

Dr. Christoph Reichmann, seit 1981 Mitarbeiter, von 1996 bis 2016 Leiter des Museums Burg Linn, führe dann über mehrere Jahre systematisch Grabungen im Kastell Gelduba durch - mit zahlreichen Erkenntnissen zur Baugeschichte. Die Auswertung dauert bis heute an.

 

Grabung in den 1980er-Jahren
Grabung in den 1980er-Jahren, hier ein Turmfundament aus dem Zweiten Jahrhundert.
Bild: Stadt Krefeld, Archäologisches Museum

 

Grabung in den 1980er-Jahren - Luftbildaufnahmen
Luftbildaufnahme von der Grabung in den 80er Jahren. Die hellen Quadrate in der Mitte der Aufnahme unterhalb der Hafendurchfahrt zum Wendebecken zeigen das Gelände der Grabung.
Bild: Stadt Krefeld, Archäologisches Museum

 

 

 

Neuigkeiten rund um das Thema "Welterbe":

Erste Ausstellung über die Bataverschlacht in Deutschland
Die Luft ist erfüllt vom Geschrei, Pferde wiehern, Klingen von Schwertern scheppern aneinander. Der Angriff der Bataver in Gelduba kam für die Römer völlig überraschend. „Die Folge war keine Schlacht, sondern ein Schlachten", schildert der römische Historiker Tacitus in seinen „Historien" die dramatische Situation.
Titelbild. Miniaturansicht der Bataverschlacht in Krefeld. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Martin Kramer
Rätsel um geheimnisvollen römischen Graben in Krefeld gelöst
Am Kastellareal in Gellep wurde nun von Archäologen ein weiterer Abschnitt entdeckt.
Dr. Christoph Reichmann, ehemaliger Leiter des Museums Burg Linn, und Stadtarchäologe Dr. Hans-Peter Schletter (r.) vor einem freigelegten Bereich des Grabens. Die roten Markierung wurde nachträglich für eine bessere Wahrnehmung in das Foto montiert. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Andreas Bischof
Neue Forschungsergebnisse über die Römer in Krefeld
„Gelduba – das Kastell in der spätantiken Zeit“ heißt die jüngste Publikation von Dr. Christoph Reichmann. Der Archäologe hat darin nun neue Forschungsergebnisse und Erkenntnisse über die letzten Jahre der Römer und das folgende frühe Mittelalter in Krefeld-Gellep veröffentlicht.
Dr. Christoph Reichmann stellt sein neues Buch "Gelduba - das Kastell in spätrömischer Zeit" vor. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, D. Jochmann
Lüttinger Knabe durfte für 20 Pfennige nackt betrachtet werden
Wie die Statue in den Rhein gelangte, ist offen: vielleicht ein Beutestück, das auf der Flucht verloren ging. Oder ein römisches Schiff hat seine Ladung bei einem Untergang verloren. Im Februar 1858 machten sechs Lachsfischer aus Lüttingen und Bislich am Niederrhein diese erstaunliche Entdeckung
Sonderausstellung im Museum Burg Linn "Fischerei am Niederrhein" . Lüttinger Knabe in der Ausstellung. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation
Becher-Schüler Volker Döhne und der Niedergermanische Limes
Der Krefelder Fotograf und Becher-Schüler Volker Döhne folgte dem Welterbe „Niedergermanischen Limes“ entlang der einstigen Römerstraße von der Bundeshauptstadt bis nach Xanten.
Der Fotograf Volker Döhne in der neuen Ausstellung des Museums Burg Linn in Krefeld. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Andreas Bischof