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Erste Maßnahmen an den Niepkuhlen sollen in 2023 erfolgen

Veröffentlicht am: 24.01.2023

Bei der Vorstellung des Projektstandes "Nachhaltige Niepkuhlen" in Verberg (v. ): Gutachter Reinhold Strotmann, Fachbereichsleiterin Kathrin Gardner, Moderator Mario Sommerhäuser, Umweltdezernentin Sabine Lauxen und Gutachter Klaus van de Weyer.  Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, D. Jochmann
Bei der Vorstellung des Projektstandes "Nachhaltige Niepkuhlen" in Verberg (v. ): Gutachter Reinhold Strotmann, Fachbereichsleiterin Kathrin Gardner, Moderator Mario Sommerhäuser, Umweltdezernentin Sabine Lauxen und Gutachter Klaus van de Weyer.Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, D. Jochmann

Projektteam informierte Bürger über geplante nächste Schritte

Die Krefelder Stadtverwaltung arbeitet gemeinsam mit den Bürgern weiter an der Entwicklung des Naturschutzgebietes Niepkuhlen. Bei einem Informationsabend im Haus Kleinlosen in Verberg haben Umweltdezernentin Sabine Lauxen und ihr Projektteam „Nachhaltige Niepkuhlen" - Kathrin Gardner als Fachbereichsleiterin Umwelt, die beiden Gutachter Reinhold Strotmann und Klaus van de Weyer sowie Moderator Mario Sommerhäuser - über den aktuellen Stand der Planung informiert. Im Anschluss diskutierten sie gemeinsam mit den Bürgern mögliche Maßnahmen.

Natur- und Artescnhtuz, Freizeit, Erholung und Stadtbild

Der Gewässerzug Niepkuhlen fällt wegen des Klimawandels zunehmend trocken und soll perspektivisch so umgestaltet werden, dass er resilient für längere Hitzeperioden wird. Ziel des Projektes „Nachhaltige Niepkuhlen" ist es, die verschiedenen Funktionen der Niepkuhlen für Natur- und Artenschutz, Freizeit, Erholung und Stadtbild zu erhalten. Die Bürger werden bei diesem Prozess eng beteiligt. Die Verwaltung hat inzwischen einen Förderantrag für die Entwicklung der Niepkuhlen bei der Bezirksregierung Düsseldorf eingereicht und die konkrete Situation vor Ort auch bei einer Ortsbegehung der Kullen gemeinsam mit der Bezirksregierung dargestellt. „Eine grundsätzliche Förderfähigkeit wurde bestätigt, Fördermittel in nennenswerter Höhe könnten demnach aus dem Topf der Wasserrahmenrichtlinie kommen", sagte Sabine Lauxen. Übergeordnetes Ziel der Förderung sei es, dass die ökologische Wasserqualität besser wird. Auch die Stärkung der Kullen gegenüber den Folgen des Klimawandels sei als Ziel formuliert, ebenso die Wiederherstellung der biologischen Vielfalt. Die Stadt hat ferner das Ziel, die Niepkuhlen als kulturhistorischen Raum, als Naherholungsgebiet für die Bürger und für weitere Nutzungen zu erhalten.

Bereits 2023 soll es erste Maßnahmen geben

Dezernentin Sabine Lauxen machte deutlich, dass es bereits in 2023 erste konkrete Maßnahmen an den Niepkuhlen geben soll. Dazu gehören etwa die Erhöhung der Durchlässigkeit zwischen den einzelnen Kullen, allgemeine Unterhaltungsmaßnahmen wie das Freischneiden von Flächen sowie die Regelung der Nutria-Population durch Aufstellen von Käfigen und ein konsequentes Monitoring. Auf diese Art sollen Wasser- und Sumpfpflanzen besser geschützt werden. Denkbar ist auch ein Besatz mit Großmuscheln zur Förderung des Fisches Bitterling.

Ziel: Habitatvielfalt

Mehrere mögliche weitergehende Maßnahmen sind außerdem identifiziert worden. Es geht um eine Verbesserung der Lebensräume in den Gewässern mit dem Ziel der Habitatvielfalt. Eine weitere mögliche Maßnahme ist die Schaffung von Sekundärauen als Inseln mit dem Ziel einer Verkleinerung der gesamten Wasserfläche. Bewachsen sein könnten diese Zonen mit Schilf. Mit geringerer Wasserfläche wird auch die Verdunstungsfläche geringer. Potenziell ebenfalls möglich ist die Verlandung von Kullen und die Entwicklung zu Niedermooren, die Erweiterung und Vertiefung des Naturschutzgebietes Riethbenden und die Stützung des Wasserhaushaltes durch die Steuerung von Wehren. Aktuelle Planungsräume sind die Verberger Kull und der Abschnitt von den Großen Niepkuhlen bis zur Kull Luiter Weg.

Gutachter präsentieren die Ergebnisse der Untersuchungen

Bei der Bürgerinformationsveranstaltung in Verberg präsentierten die beiden Gutachter die Ergebnisse der bisherigen Untersuchungen. Reinhold Strotmann machte deutlich, dass der Zustand des Trockenfallens nachweislich seit über 100 Jahren existiert. Mit mittel- bis langfristig sinkenden Grundwasserständen werde es aber öfter dazu kommen, dass die Niepkuhlen in Teilen trockenfallen. Deshalb könne eine Umgestaltung des Gewässerzuges sinnvoll sein. Das künstliche Zupumpen von Wasser ist dabei allerdings nicht mehr das Ziel. Wesentliche weitere Schlussfolgerungen von Reinhold Strotmann waren, dass die hohen Wasserstände der Kull Holtmoers und Verberger Kull sowie im Feuchtgebiet Riethbenden von 1998 bis 2020 maßgeblich von der Einleitung der Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) geprägt waren. Die Entwicklung des Wasserstandes erfolgte an dieser Stelle unabhängig von der klimatischen Entwicklung. „Zeiten mit klimatisch bedingt niedrigen Wasserständen wurden verdeckt", erläuterte Reinhold Strotmann. Die im Süden durch menschengemachte Einflüsse hohen Kullwasserstände haben Einfluss auf die Entwicklung von Fauna und Flora innerhalb der Kull Holtmoers bis Schwarze Kull gehabt. Das Trockenfallen des Feuchtgebietes Riethbenden innerhalb des Naturschutzgebiets Riethbenden - trotz Einleitung der LEG - ist demnach die bisher sichtbarste Folge des Klimawandels.

Klaus van de Weyer hat die biologische Entwicklung der Niepkuhlen untersucht. Er stellte einen starken Rückgang gefährdeter anspruchsvoller Arten fest. Alle Gewässer der Niepkuhlen sind demnach mäßig bis stark belastet. Herausfordernd sei auch die Nutria-Population vor Ort. Einen „hohen Fraßdruck" stellt van de Weyer fest. Gleichwohl gibt es auch gute Botschaften: So lebt im nördlichen Bereich der Kuhlen der Bitterling, ein seltener Fisch, dessen Besonderheit das Zusammenwirken mit großen Muschelarten ist. Rund 15.000 Einzelfunde konnten nachgewiesen werden, das sind 49 Prozent aller gefundenen Fische.

Das sind die weiteren Schritte

Die Gutachter machten auch die weiteren Schritte deutlich, die nun anstehen. So wird es Bestandsvermessungen mehrerer Kullen geben müssen. Mittels Echolot muss zudem die Peilung der Gewässersohle und die Ermittlung der Schlammdicken festgestellt werden. Auch sollen zwei Grundwassermessstellen eingerichtet werden, um kontinuierlich die Grundwasserstände an der Kull Heilmannshof sowie der Verberger Kull festzustellen. So ergeben sich Rückschlüsse auf die Interaktion von Oberflächengewässer und Grundwasser. Baugrunderkundungen stehen an verschiedenen Kullen an, ebenso Schlammbeprobungen. Zudem werden Phosphatuntersuchungen und selbst vorgenommene Kartierungen von Anwohnern berücksichtigt. Weitere Aufgaben sind die artenschutzrechtliche Kartierung, Begehungen der Bewertungsstelle sowie das Auslegen und Aufstellen von Reusen für die Erfassung der Amphibien. Im Anschluss hatten die teilnehmenden Bürger Gelegenheit zum Austausch mit dem Projektteam. Dabei signalisierten viele Anwesende ihre Bereitschaft, aktiv an der Umgestaltung der Niepkuhlen mitzuwirken. „Über dieses Angebot freuen wir uns sehr, gemeinsam werden wir nun die weiteren Schritte angehen", sagte Umweltdezernentin Sabine Lauxen zu.

 

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