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Kresch-Theater: Ensemble probt zurzeit das Stück „Der Trafikant“

Veröffentlicht am: 24.01.2022

Das Ensemble der Kresch-Inszenierung "Der Trafikant". Foto: Stadt Krefeld, Kresch-TheaterDas Ensemble der Kresch-Inszenierung "Der Trafikant".
Foto: Stadt Krefeld, Kresch-Theater

Robert Seethalers Roman „Der Trafikant" erzählt die Geschichte des 17-jährigen Franz Huchel. Vom Land kommt er 1938 nach Wien. Als Lehrling eines kleinen Tabak- und Zeitungsgeschäftes, einer Trafik, lernt er den Stammkunden Sigmund Freud kennen und wenig später die Varietétänzerin Anezka, in die er sich verliebt. Die ungewöhnliche Freundschaft zu dem Psychoanalytiker und die Beziehung zu der jungen Frau erlebt Franz zu einer Zeit, in der die Nationalsozialisten immer mehr mit offener Gewalt das Leben der Menschen drangsalierten. Ein Ensemble des Kresch-Theaters, Krefelder Schauspiel für Kinder und Jugendliche, probt zurzeit das Stück „Der Trafikant" (Premiere 13. Februar) unter der Regie von Intendantin Isolde Wabra.

Was verbindet Sie mit der Geschichte „Der Trafikant", dass Sie sich zu einer Inszenierung entschlossen haben?

Isolde Wabra: Da kommen einige Komponenten zusammen: Die Sprache des Romans und die Geschichte hat den Funken Magie, den ein gutes Theaterstück braucht. Zusätzlich ist es Lesestoff für das Zentralabitur. Zudem verliert die Kernbotschaft auch heute nicht an Gültigkeit. Es berührt mich, wie der 17-jährige Franzl über sich hinauswächst und wie der ältere Sigmund Freud ihm diesen Weg ebnet. Hier stehen sich zwei Generationen gegenüber, die sich was zu sagen haben. Die Lebensweisheit von Freud mischt sich mit der ungebremsten Lebensenergie von Franz. Da die Geschichte in meiner Heimat Österreich spielt, übernehme ich die kleine Rolle der Mutter von Franz. Wir haben eine große Besetzung mit zehn Darstellern, die alle bereits sehr intensiv in ihre Rollen hineingewachsen sind. Die positiven Themen überstrahlen die schreckliche Zeit, es geht um Mut, Liebe und Solidarität.

Gerade für das junge Publikum ist der 17-jährige Franz Huchel wegen seines Alters ein Protagonist auf Augenhöhe. Was kann/soll mit der Rolle vermittelt werden?

Isolde Wabra: Er entwickelt sich durch seine Begegnungen, junge Menschen brauchen Wegbegleiter. Seine Gefühle unterscheiden sich nicht von denen der Jugendlichen heute. In diesem Stück fährt das Leben Karussell mit ihm, und wir erleben, wie er sich entscheidet. Die mutigste Entscheidung trifft er am Ende ganz allein. Der Einblick in die Zeit des Nationalsozialismus steht nicht im Vordergrund, das menschliche Handeln ist das Wesentliche der Geschichte. Ich inszeniere für Jugendliche nicht anders als für Erwachsene, denn ich möchte ihnen auf Augenhöhe begegnen.

Frage: Nathan, der Weise, Jubiläum, die historischen Frauen und der Trafikant - diese aktuellen Kresch-Stücke thematisieren indirekt oder direkt den Nationalsozialismus. Welche Resonanz erhalten Sie nach den Aufführungen von Schülern?

Isolde Wabra: Da wir meistens Nachgespräche anbieten, erleben wir tolle Gespräche mit den jungen Menschen. Auch das Abendpublikum hat bereits erkannt, dass alle Inszenierungen ab 14 auch für Erwachsene gedacht sind. Ich freue mich immer über starke Meinungen und spannende Fragen, die Schüler und Lehrer in Krefeld sind einfach klasse. Gerade in dieser schwierigen Zeit haben wir viel Dankbarkeit erlebt. Die Jugendlichen haben eine starke Sehnsucht etwas Echtes zu erleben. Dafür wandern auch schon mal Schulklassen zu Fuß eine Stunde, um zur Vorstellung zu kommen. Als Theater muss man nahbar bleiben und prägende Erlebnisse schaffen. Das ist unsere Aufgabe.