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Neues Semesterprogramm der VHS: Ein Plädoyer für die Demokratie

Veröffentlicht am: 28.06.2024

Die VHS hat berühmte Persönlichkeiten mit ebenso bekannten Zitaten plakatiert. Sie untermalen den Schwerpunkt des kommenden Semesterprogramms. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation
Die VHS hat berühmte Persönlichkeiten mit ebenso bekannten Zitaten plakatiert. Sie untermalen den Schwerpunkt des kommenden Semesterprogramms. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation

Wer die Volkshochschule (VHS) Krefeld gegenwärtig besucht, trifft auf Winston Churchill, Willy Brandt, Nelson Mandela oder auch Konrad Adenauer. Ihre Konterfeis hängen auf Türen, Fenstern und Korridoren des VHS-Gebäudes am Von-der-Leyen-Platz. Ergänzt werden die Plakate mit teils weltbekannten Zitaten, mit denen die Urheber sich zur Freiheit, Demokratie oder zu Menschenrechten bekennen. Diese bewusst ausgestellten Botschaften umrahmen das neue Herbstsemester, dessen Programm am Montag, 1. Juli, veröffentlicht wird

Anders als sonst schmückt das Cover des neuen 300-seitigen Semesterprogramms diesmal kein Foto und kein spezielles Motto. Abgedruckt ist allein Artikel 1 Absatz 1 des deutschen Grundgesetzes: Die Würde des Menschen ist unantastbar. „Wir haben uns ganz bewusst für dieses Thema und diese Darstellung entschieden", sagt VHS-Leiter Dr. Thomas Freiberger. „Im Jahr des 75. Geburtstags unseres Grundgesetzes klaffen Verfassungsideal und -wirklichkeit so weit wie selten auseinander. Demokratie hat nur dann Bestand, wenn man für sie eintritt. Dafür möchten wir im kommenden Semester werben."

„Für die Demokratie einzustehen, ist unser ureigener Bildungsauftrag"

Thomas Freiberger sieht in der Akzentuierung des neuen Semesterthemas Menetekel und Manifestation zugleich. Er zieht auch deshalb eine Analogie zur rund 100 Jahre zurückliegenden Weimarer Republik, der Gründungszeit der deutschen Volkshochschulen. „Für die Demokratie einzustehen ist der ureigene Bildungsauftrag von Volkshochschulen", erklärt er. Nach den Schrecken des ersten Weltkriegs und dem Übergang von einer Monarchie zur ersten deutschen Demokratie wurde die Volksbildung erstmals in der Weimarer Reichsverfassung verankert. Artikel 148, Absatz 4 galt als Geburtsstunde der Volkshochschulen und deklarierte den Bildungsauftrag als öffentliche Aufgabe in Form einer Demokratisierung des Bildungswesens, von Staat und Gesellschaft - bis zum Ende der brüchig gewordenen Weimarer Republik im Jahr 1933. „Man hat, beispielsweise durch die unsägliche ‚Remigration-Konferenz' in Potsdam, das Gefühl, dass wieder etwas kippen könnte, dass es brenzlig ist. Unzufriedenheit darf jedoch nie der Grund sein, das System in seinen Grundfesten infrage zu stellen. Jetzt kommt es darauf an, für unsere Demokratie einzustehen", sagt der Historiker Freiberger.

Als größter Anbieter für Integrationskurse in Krefeld erfüllt die Volkshochschule per se eine signifikante Aufgabe zur Demokratiestärkung. „Die Integrationskurse bilden das Fundament für eine sprachliche wie kulturelle Annäherung und Orientierung in unserem Land", so Thomas Freiberger. Fast 1000 Teilnehmende pro Jahr lernen semesterübergreifend an der Krefelder VHS die deutsche Sprache, die meisten in den vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) geförderten Integrationskursen. Diese nehmen die Hälfte der in diesem Jahr veranschlagten 90.000 Unterrichtsstunden in der Krefelder Volkshochschule ein. Damit geht ein hoher logistischer Aufwand einher, für den an der VHS das Integrationsteam verantwortlich ist. „Unser Integrationsteam stemmt die organisatorische Arbeit hinter den Kursen, damit die Integrationskurse einwandfrei ablaufen können. Ohne sie würde es nicht gehen", erklärt Thomas Freiberger.

Der erste Artikel des Grundgesetzes betitelt das kommende Herbstsemester der Volkshochschule Krefeld. VHS-Leiter Dr. Thomas Freiberger (3. v. re.) und sein Stellvertreter Michael Schreiber (3. v. li.) haben das buntscheckige Programm gemeinsam mit dem Integrationsteam um (v. li.) Evangelia Tatsiou, Jumana El Daghma, Silvia Marciniak, Janis Schulz und Aysu Kapkara vorgestellt. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Andreas Bischof
Der erste Artikel des Grundgesetzes betitelt das kommende Herbstsemester der Volkshochschule Krefeld. VHS-Leiter Dr. Thomas Freiberger (3. v. re.) und sein Stellvertreter Michael Schreiber (3. v. li.) haben das buntscheckige Programm gemeinsam mit dem Integrationsteam um (v. li.) Evangelia Tatsiou, Jumana El Daghma, Silvia Marciniak, Janis Schulz und Aysu Kapkara vorgestellt. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Andreas Bischof

766 Veranstaltungen im neuen Herbstsemester

Insgesamt 766 Veranstaltungen fallen in den Semesterzeitraum vom 2. September bis zum 20. Dezember. Die Volkshochschule hat abermals ein vielseitiges Programm zusammengetragen. Wer mit dem renommierten Politikwissenschaftler Herfried Münkler über die Zukunft der Demokratie debattieren möchte, kann sich ebenso für einen Grundlagenkurs im Rumänischen anmelden. Wer plant, seine Kinder mit einem Smartphone-Führerschein auszustatten, kann selbst den italienischen Gesangsabend „Sole, mare, amore" besuchen. Die fünf verschiedenen Fachbereiche der VHS decken ein mannigfaltiges Interessensfeld ab. Sie setzen auf bewährte Kurse und Lehrgänge, wagen sich aber zeitgleich in neue, moderne Bereiche vor. Zu den Dauerveranstaltungen mischen sich immer auch semesterspezifische Neuheiten und singuläre Events.

Eines davon ist der Besuch Christoph Heusgens am 16. November. Heusgen, heute Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz, war jahrelang außen- und sicherheitspolitischer Berater von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Von 2017 bis 2021 vertrat er die Bundesrepublik bei den Vereinten Nationen in New York. Mit VHS-Leiter Thomas Freiberger diskutiert der Diplomat über die weltpolitische Lage nach der von Bundeskanzler Olaf Scholz ausgerufenen „Zeitenwende". Am 21. November referiert Berthold Vogel, Co-Autor des Buches „Einsamkeit und Ressentiments", über die Gefahren isolierten Lebens für die Demokratie. Und des Themas Verschwörungstheorien nimmt sich etwa der Dialog mit Michael Butter am 5. Dezember an.

Ausstellungen, Tagesfahrten und Online-Workshops

Der Fachbereich Natur und Gesundheit arrangiert zwei mehrwöchige Expositionen in der VHS. An die Ausstellung mit dem Thema „Tierversuche: Gibt es Alternativen?" (10. September bis 11. Oktober) schließt sich ein vertiefender Begleitvortrag am 25. September an. Auch die Veranstaltung „Natur braucht Schutz! Die Bedeutung natürlicher Ökosystemleistungen" kombiniert sich aus einer Ausstellung (26. November bis 31. Januar) und einem eröffnenden Vortrag am 26. November. Gleich fünf Einzelveranstaltungen bilden vom 10. September bis zum 19. November eine Vortragsreihe rund um das Thema Demenz, die insbesondere die Angehörigen von Erkrankten adressiert. In Kooperation mit dem Helios-Klinikum organisiert die VHS zudem einen Vortrag zu Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen (3.September) sowie über Therapieoptionen bei Endometriose (1. Oktober).

Die Tagesfahrten zum Kloster Eberbach und nach Eltville (31. August), der Besuch des Mauritshuis in Den Haag (9. November) und Giuseppe Verdis „Gesangsoper großer Emotionen" (20. November) sind nur ein Auszug des umfassenden Kultur-Repertoires. Der Fachbereich der beruflichen Bildung hält darüber hinaus zum Beispiel Kurse zur Künstlichen Intelligenz im beruflichen Kontext oder zur basalen Programmierung sowie zahlreiche Online-Workshops bereit. Das neue VHS-Programmheft mit einer Auflage von 8.000 Exemplaren liegt ab dem 1. Juli an den bekannten Stellen kostenfrei bereit. Auch online sind die Veranstaltungen ab dem 1. Juli unter www.vhs.krefeld.de verfügbar.