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Stadtjubiläum: Ausstellung über das Verhältnis Mensch-Tier in Krefeld

Veröffentlicht am: 25.10.2023

Das Stadtarchiv Krefeld zeigt im Foyer des Rathauses die Ausstellung „Zum Fressen gern – Vom Zusammenleben menschlicher und nichtmenschlicher Tiere in der Krefelder Geschichte“. Über die Ausstellung berichtet Dr. Olaf Richter, Leiter des Stadtarchivs Krefeld. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Dirk Jochmann
Das Stadtarchiv Krefeld zeigt im Foyer des Rathauses die Ausstellung „Zum Fressen gern - Vom Zusammenleben menschlicher und nichtmenschlicher Tiere in der Krefelder Geschichte". Über die Ausstellung berichtet Dr. Olaf Richter, Leiter des Stadtarchivs Krefeld. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Dirk Jochmann

Bislang unerforschte Aspekte

Das Stadtarchiv Krefeld lädt anlässlich des 650. Stadtjubiläums zur Entdeckung einer eher unbekannten Facette der Lokalgeschichte ein: die Beziehung zwischen Mensch und Tier. Die von Archivleiter Dr. Olaf Richter konzipierte und realisierte Ausstellung „Zum Fressen gern. Mensch und Tier in der Krefelder Geschichte" im Foyer des Rathauses am Von-der-Leyen-Platz beleuchtet nicht nur die alltägliche Präsenz von Tieren in der Samt- und Seidenstadt, sondern geht auch auf die theoretisch-philosophischen und ethischen Aspekte dieser besonderen Beziehung ein. Die Ausstellung thematisiert dabei bislang unerforschte Aspekte in der Stadtgeschichte. Sie kann ab Freitag, 27. Oktober, kostenfrei während der Öffnungszeiten des Rathauses besucht werden.

Verschiedene Berufe waren zudem eng mit Tieren verbunden

In der hiesigen Geschichtsschreibung haben Tiere in der Regel eine „Nebenrolle" gespielt. Quasi als selbstverständliches Beiwerk tauchen sie in Berichten, Darstellung, Dokumenten und Fotos zwar auf, doch ein direkter Blick auf ihre Funktion fehlt. Als Wegbegleiter der Menschen können ihre Spuren auf Krefelder Gebiet von der Steinzeit über die folgenden Jahrhunderte verfolgt werden, beispielsweise auch zur Zeit der Stadterhebung Krefelds. Damals wurde auf dem Schwanenmarkt beispielsweise auch Vieh gehandelt. Kühe versorgten damals wie heute die Bevölkerung mit Fleisch und Milch. Verschiedene Berufe waren zudem eng mit Tieren verbunden, darunter das Schlachter- und Fuhrgewerbe. Und in der ersten Blütezeit als Seidenstadt um 1760 trieben Pferde sogar Maschinen in der von der Leyen'schen Seidenzwirnerei an. Das Tier wurde vor allem als Nutztier betrachtet.

Das Flanieren mit Hund etablierte sich zum beliebten Ritual

Im 19. Jahrhundert wandelte sich die Beziehung zwischen Mensch und Tier. Einige Vierbeiner wurden zu treuen Begleitern oder Hausgenossen im bürgerlichen Leben. Das Flanieren mit Hund etablierte sich zum beliebten Ritual. Eine Liste von 1828 zeigt, dass 460 Bürger in Krefeld insgesamt 560 Hunde hielten, darunter Jagdhunde, Pinscher, Möpse, Pudel und weitere Rassen. Die fortschreitende Industrialisierung und der Aufstieg der Massengesellschaft veränderten die Beziehung zwischen Mensch und Tier auf eine andere Weise. Pferdestärken entwickelten sich zum entscheidenden Mobilitätsfaktor. Sie waren unverzichtbar für die Entwicklung der modernen Verkehrsinfrastruktur, den Betrieb der Märkte und verschiedene Dienstleistungen wie Feuerwehr, Post und Stadtreinigung. In dieser Epoche entwickelte sich zusehends immer deutlicher eine scharfe Trennung zwischen Nutz- und Freizeittier. Während Nutztiere außerhalb der Stadt geschlachtet wurden, präsentierte man exotische Tiere im neuen Zoo (1880 und 1914) an der Uerdinger Straße.

Löwen und Bären

Die Diskussion über ein städtisches Schlachthaus begann Mitte des 19. Jahrhunderts, der Bau wurde jedoch erst 1895 umgesetzt. Bis dahin gehörte das Schlachten „nebenan" innerhalb der Stadt einfach dazu. Da vermehrt unter anderem Schweine für die Ernährung benötigt wurden, erhöhte sich auch die Anzahl der Schlachttiere und damit eine notwendige industrielle Verarbeitung. Und das sollte außerhalb des bürgerlichen Blickfeld im Schlachthof (heute die Kulturfabrik) an der Dießemer Straße passieren. Ganz anders verhielt es sich eben mit Löwen und Bären. Der Zoo erfreute sich im Laufe der Jahre als beliebtes Ausflugsziel bei den Menschen in der Region. Eine Vielzahl von heimischen und fremden Tierarten wurden als Attraktion zur Schau gestellt.

25 Thementafeln

Die Ausstellung „Zum Fressen gern" bietet einen Einblick in die vielschichtige und oft unbekannte Geschichte der Beziehung zwischen Mensch und Tier in Krefeld. Besucher haben die Möglichkeit, die Entwicklungen und Veränderungen an 25 Thementafeln zu erkunden. Die Ausstellung im Rathaus endet am Dienstag, 16. November. Ob sie danach noch an einem anderen Ort gezeigt, steht momentan noch nicht fest.