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Stolpersteine für die Krefelder Familie Gompertz verlegt

Veröffentlicht am: 14.03.2024

Verlegung der Stolpersteine für die Familie Gompertz an der Bismarckstraße. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Dirk Jochmann
Verlegung der Stolpersteine für die Familie Gompertz an der Bismarckstraße. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Dirk Jochmann

Am ehemaligen Wohnhaus der Familie Gompertz an der Bismarckstraße 118 wurden drei Stolpersteine für Rolf Gompertz und seine Eltern Selma und Oskar verlegt. Der Krefelder Shoah-Überlebende Rolf Gompertz starb 2022 kurz vor seinem 95. Geburtstag in Los Angeles. Sein Sohn Ron kam aus den USA für die Verlegung der Stolpersteine nach Krefeld. Die Verlegung begleitete eine Gruppe der Bischöflichen Maria-Montessori-Gesamtschule.

In ihrer Wohnung an der Bismarckstraße 118 erlebte die Familie Gompertz auch die Pogromnacht 1938. Rolf Gompertz hielt den Überfall auf ihn und seine Eltern in dieser Nacht fest. Ein bewaffneter SA-Trupp stürmte gegen zwei Uhr nachts das Haus und sei dabei gewesen, die Familie in die Küche zu sperren, als sich sein Vater Oskar dem Anführer in den Weg gestellt habe. Er habe ihm sein Eisernes Kreuz entgegengehalten und rief: „Ist dies der Dank, den ich bekomme, meinem Vaterland gedient zu haben?" Nach einigen Momenten angespannter Stille habe der SA-Führer dann das Signal zum Abzug gegeben und der Trupp sei wieder verschwunden. Als Oskar am Tag danach wie 63 andere Krefelder Männer verhaftet und nach Dachau verschleppt werden sollte, war er wegen eines Arzttermins nicht anwesend und blieb so verschont.

Familie Gompertz emigrierte in die USA

Die Familie Gompertz emigrierte 1939 nach Los Angeles. Dort wurden sie US-Staatsbürger. Oskar Gompertz arbeitete als Kaufmann und leitete eine Steingutfabrik; seine Frau Selma arbeitete als Masseurin. Die Eltern Gompertz verstarben in den 1980er-Jahren. Rolf Gompertz diente als Übersetzer in der US-Armee und studierte englische Literatur und Philosophie. Im Laufe seines Lebens arbeitete er unter anderem als Journalist, Dozent und Buchautor. Über seine Erlebnisse während der NS-Zeit berichtete er immer wieder Schülern in den USA und seinen Besuchen in Krefeld.

Stolpersteine werden am letzten bekannten, freiwilligen Wohnort verlegt
Die Stolpersteine, die bisher in Krefeld verlegt wurden, sind ein vom Künstler Gunter Demnig geschaffenes dezentrales Denkmal. Gestiftet von Bürgern für die Stadtbevölkerung erinnern diese an die Menschen, die durch die nationalsozialistische Verfolgung entrechtet, misshandelt, ermordet oder zur Emigration gezwungen wurden. Die Stolpersteine werden am letzten bekannten, freiwilligen Wohnort verlegt. Alle Biographien sind auf www.geoportal-niederrhein.de/krefeld/stolpersteine zu finden.