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Lamboyschen eine totale ruin erlitten – Die Schlacht von 1642

Veröffentlicht am: 13.03.2024

Bleikugeln aus der Schlacht bei Krefeld. Blid: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation
Bleikugeln aus der Schlacht bei Krefeld. Blid: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation

Die Kanonen donnern, Bleikugeln aus unzähligen Musketen zischen durch die Luft, Rauchschwaden von Schießpulver wabern über die Landschaft, die tausenden Soldaten und Pferde verursachen einen höllischen Schlachtenlärm. Es ist der 17. Januar 1642. Zwischen Krefeld, Kempen, Hüls und St. Tönis treffen katholische (kaiserliche und kurkölnische) Truppen auf der einen und protestantische (französische, hessische und weimarische) Truppen aufeinander. Es sollte die größte Schlacht im Dreißigjährigen Krieg am Niederrhein werden. Das Museum Burg Linn in Krefeld widmet der Kriegszeit von 1618 bis 1648 nun eine Präsentation. Aus dem Museumsbestand wird dort auch ein sehr seltenes Flugblatt mit einer Darstellung der Schlacht nach langer Zeit wieder ausgestellt.

An der Hückelsmay kämpfen 18.000 Soldaten

Zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges (1618) spielte der konfessionelle Gegensatz zwischen Katholiken und Protestanten zwar noch eine Rolle. Während des Kriegsverlaufs traten die machtpolitischen Interessen verschiedener europäischer Herrscher jedoch immer mehr in den Vordergrund. Eine der größeren Schlachten des Dreißigjährigen Krieges zwischen den beiden „Lagern" fand am 17. Januar 1642 an der Hückelsmay bei Krefeld statt, an der auch Söldnertruppen des Fürstenhauses Hessen-Kassel beteiligt waren. So wüteten die „Hessen" seit 1640 am Niederrhein, unter anderem auch in Uerdingen, Linn und Bockum. Das Flugblatt in der Ausstellung zeigt die enormen Truppenbewegungen jener Schlacht mit etwa 18.000 Soldaten entlang der Landwehr an der Hückelsmay. „Abriss samt eigentlichen Verlauf des fast blutigen Scharmützels" steht im Titel. Das Vorspiel der blutigen Schlacht begann bereits einige Tage zuvor: Am 14. Januar überfielen rund 9.000 protestantische Söldner das kurkölnische Uerdingen. Das Kirchenfürstentum Kurköln war katholisch. Drei Tage hatte die Rheinstadt zuvor noch Widerstand geleistet. „Nit ein Hahn, nit ein Huhn, ja nit ein Ei in der Stadt übrig blieb", hielt Pfarrer Wüstenrath über den Überfall fest. Am folgenden Tag schlossen sie das ebenfalls kurkölnische Linn ein und belagerten die Burg.

Der kölnische Erzbischof und Kurfürst Ferdinand von Bayern unterrichtete schon zuvor Kaiser Ferdinand II. von der bedrohlichen Lage und bat ihn um Hilfe. Diese sollte aus den nahen Niederlanden ins Rheinland kommen. Unter dem Kommando des Generals Guillaume de Lamboy wurde Anfang Januar ein Heer mit 8.000 bis 9.000 Mann nach Kempen auf kurkölnisches Gebiet verlegt. Leidtragende der Truppen wurde einmal mehr die Bevölkerung. Aus St. Tönis sind Misshandlungen und auch der Missbrauch von Frauen überliefert. Mehrere Kirchen im Umland wurden in Brand gesetzt, wie in Hüls. Über Vorkommnisse dieser Art ist aus Krefeld allerdings nichts bekannt. Vielleicht wollte man es sich nicht mit dem Haus Oranien, dem Statthalter der Niederlande und Befehlshaber einer der mächtigsten Armeen der Zeit, unnötig anlegen. Ihnen gehörte im 17. Jahrhundert die kleine Herrlichkeit Krefeld. Die Umgebung litt jedenfalls unter den seinerzeitigen Bedingungen.

Lamboyschen eine totale ruin erlitten

Lamboy richtete sein Lager an der Landwehr bei Hüls ein, um dort das Eintreffen einer Verstärkung abzuwarten. Es sollten weitere 4.000 verbündete Soldaten aus der Region hinzukommen. Doch dazu kam es nicht mehr. Von Uerdingen rückten die protestantischen Söldner gegen das völlig überraschte katholische Heer in dessen Stellung am Morgen des 17. Januars aus. Im Titel des Flugblatts in der Ausstellung steht, dass die „Lamboyschen eine totale ruin erlitten" haben. Und die Bilanz fiel für die Katholiken in der Tat furchtbar aus. Bei der Schlacht fielen rund 2.800 von ihnen, zwischen 3.000 und 5.000 Mann wurden gefangen genommen, unter ihnen auch Lamboy. Unzählige Verletzte sind gar nicht erst aufgeführt. Bei den Protestanten starben an diesem Wintertag etwa 115 Soldaten, und rund 240 wurden verletzt. Für die Gefallenen wurde 1642 an der damaligen Krefelder Stadtgrenze - heute der Bereich Rheinstraße/Königstraße bis zum Ostwall - ein Kriegerkirchhof eingerichtet. Später wurden dort Mennoniten und wohl auch Katholiken bestattet.

Nach der Schlacht sollte es noch sechs Jahre bis zum Westfälischen Frieden dauern. Die Region litt noch einige Jahre massiv unter der Besatzung durch einquartierte Söldner. In Linn waren es Soldaten im Dienst von Hessen-Kassel, die Bürger und Bauern ausbeuteten. Sie mussten Dienste und Abgaben leisten, die Felder konnten nicht bestellt werden. Der Frieden kehrte erst 1651 mit dem Abzug der „Hessen" ein. Kurz vor Burg Linn zweigt heute die „Hessenstraße" in ein Wohngebiet ab, die an jene Zeit erinnert.

Ausstellung im Museum Burg Linn

Die kleine Ausstellung über den Dreißigjährigen Krieg ist im Archäologischen Museum Krefeld des Museums Burg Linn an der Rheinbabenstraße 85 zu sehen. Helme, Kanonenkugeln, Hellebarden, ein Reiterharnisch sowie zahlreiche Bücher, Dokumente und Darstellungen vermitteln im Museum Burg Linn einen Eindruck der Zeit und lokale Bezüge. „Wir haben von den wichtigsten Akteuren des Dreißigjährigen Krieges je ein zeitgenössisches Dokument, das ihnen direkt zuzuordnen ist", sagt Kurator Ralf-Günter Stefan. Der ehrenamtliche Mitarbeiter betreut und bearbeitet seit vielen Jahren die Historische Bibliothek des Museums. Durch diese Originale können die Besucher die wesentlichen Beteiligten auf einer teils sehr persönlichen Ebene kennenlernen. Unter anderem ist ein handschriftlicher Brief mit Unterschrift von Kaiser Ferdinand II. (1578-1637) zu sehen. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren haben in das Museum Burg Linn und die anderen Krefelder Museen kostenfreien Eintritt. Weitere Informationen stehen unter www.museumburglinn.de.