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Der erfolgreiche Weg zum „Businesspark“

Veröffentlicht am: 01.10.2019

Der Campus besticht durch seinen historischen Gebäudebestand. Grafik: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation
Der Campus besticht durch seinen historischen Gebäudebestand.
Grafik: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation

Fichtenhain hat eine bewegte, teils düstere Vergangenheit. Heute steht das Areal als Erfolgsmodell für Unternehmensentwicklung in Krefeld

Schule, Kirche, Turnhalle, Schwimmbad - alles das und noch viel mehr gab es früher in Fichtenhain. Das Areal war wie ein kleiner Stadtteil. Wenn man am heutigen „Businesspark Fichtenhainer Allee" vorbeikommt, auf dem Weg zur Autobahn oder nach Willich, sieht man einen modernen, rund 56 Hektar großen Gewerbestandort (mit historischem Immobilienbestand), an dem sich zahlreiche Firmen angesiedelt haben. Diese Fläche in unmittelbarer Nähe zum älteren Europark Fichtenhain beinhaltet nicht nur den Campus Fichtenhain, sondern das gesamte Gelände westlich und östlich der Lindenallee bis hin zur Anrather Straße.

Diese Historie steckt hinter dem Businesspark

Der Businesspark ist ein herausragendes Beispiel für eine erfolgreiche Stadtentwicklung. Ein Großprojekt, dass weit über die Grenzen Krefelds hinaus für positives Feedback gesorgt hat und noch immer sorgt. Stadt und Wirtschaftsförderung legen jedoch Wert darauf, dass durch die Erfolgsgeschichte der letzten Jahre die Historie dahinter nicht in Vergessenheit gerät. Gerade die dunklen Kapitel werden nicht verschwiegen. Viele jüngere Krefelder - und vermutlich auch einige ältere - dürften kaum wissen, wie das Gelände genutzt wurde, lange bevor überhaupt das Wort Businesspark existierte. Vor fast 120 Jahren begannen Bauarbeiten an dieser Stelle. Zuvor hatte der Rheinische Provinzial-Landtag beschlossen, auf dem Gelände des ehemaligen Guts Fichtenhain eine, wie es damals hieß, „Fürsorge- Erziehungsanstalt" für schwer erziehbare Jungen einzurichten. In der dorfähnlichen Gemeinschaft lebten zeitweise mehr als 220 Jugendliche zusammen, die unter anderem in der Landwirtschaft arbeiteten oder handwerkliche Tätigkeiten übernahmen. Nach der Weltwirtschaftskrise wurde die Anstalt geschlossen. Ab 1933 nutzten die Nationalsozialisten den Campus zur Schulung von SA-Kadern. Später richtete die Wehrmacht hier ein Kriegsgefangenenlager ein. In den letzten Kriegstagen wurde die Anlage durch Luftangriffe teilweise zerstört. Doch bereits kurz nach Kriegsende, noch im Jahr 1945, wurde die ehemalige Erziehungsanstalt als „Landesjugendheim Fichtenhain" wiedereröffnet. Jahrzehnten, das haben spätere Untersuchungen ergeben, kam es zu körperlichen Misshandlungen und auch zu sexuellem Missbrauch. Ende der 1980er-Jahre beschloss der Landschaftsverband, das Heim in dezentrale Wohngruppen zu verlagern.

Erst 1999 siedelten sich hier Unternehmen an

Zehn Jahre später wurden die Flächen an die Grundstücksgesellschaft der Stadt Krefeld verkauft. Die GGK, so der heutige Name der GmbH, war extra für das Areal und zusätzlich zur bereits bestehenden Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) ins Leben gerufen worden. Damit war aber noch nicht automatisch klar, dass ein neuer Gewerbepark entstehen soll. So gab es beispielsweise Überlegungen, eine Japanische Universität anzusiedeln. Mit Blick auf die weltberühmten japanischen Unternehmen Canon und Okuma, die bereits in Krefeld waren, keine abwegige Idee. Doch es kam bekanntlich anders. Ab 1999 siedelten sich Unternehmen an. 20 Jahre später steht eine optimale Infrastruktur zur Verfügung. Das Bistro „Waschküche" gewährleistet eine Nahversorgung, seit dem vergangenen Jahr gibt es zwei neue Bushaltestellen und die Internetanbindung - Stichwort Glasfaser - ist besser als in fast allen anderen Gewerbegebieten. Businesspark mit Campus bilden eine Symbiose aus „Alt und Neu", die entscheidend zum einmaligen Charakter des Gebietes beiträgt. Zu den bereits ansässigen Unternehmen gehören unter anderem wfk - Cleaning Technology Institute (Wiederaufbereitungsverfahren für textile und nichttextile Materialien), VAN EYK BauLogistik (Planung und schlüsselfertige Erstellung) und acusta (akustische Wandund Deckendesignlösungen). Hinzu kommen viele weitere Firmen. Schon bald kann die GGK „Vollvermarktung" vermelden. Dann ist das Areal „dicht". So konnte unter anderem im vergangenen Frühjahr das größte Campus-Gebäude (mit altem Tanzsaal und Küche) an eine Steuerberatungsgesellschaft und Rechtsanwaltskanzlei verkauft werden.

Geplant ist, dass die rund 50 Beschäftigten in etwa einem Jahr einziehen. Die Zukunft des Campus Fichtenhain sieht rosig aus. Denn noch befinden sich mehr als 200.000 Quadratmeter in der Entwicklung und Vermarktung. Es ist das größte zusammenhängende Angebot dieser Art in Krefeld.

 

 

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